All subtitles invariably transform the original text. . . . Transformative subtitling
implies that the original is not only what it is, but that it also exceeds itself.
Eric Cazdyn
OV | laurens jüngste schwester hat die gabe, gäste schon im vestibül zu verführen. sportlich, wie sie, wenn der herr noch steht, bereits auf seinen schoß schwebt: nur mit worten. wir leben ja in der eingangshalle, man ist zu nichts verpflichtet. anstand, handstand, ein schöner mantel sein – tarnung ist alles. während lauren die marmorstatue an der treppe wärmt, kläre ich unsere taktik: ähnlichkeit. so kann uns jeder sehen, und keiner nehmen, was uns nicht gehört. |
OmU | laurens jüngste schwester hat die gabe, gäste schonend aus dem vestibül zu führen. wortgewandt, sportlich, kaum dreht der herr am schloss, da schwebt er schon hinaus. wir leben eben anders in der eingangshalle, unserem nichts verpflichtet. wir richten weniger als schöne mäntel an, man wärmt sich besser mit der marmorstatue als mit unserer dünnen haut. die sieht uns immerhin ähnlich: etwas mitgenommen, vielleicht gehört sie uns auch. |
mean, men are just big sleepers, right. the |
OV | barbara ist zurück. hooked, caught and cooked. keine konnte schneller sprechen, weiter laufen, nie weit genug. ich helfe ihr, den koffer auszupacken. gänsehaut, wenn mir die slipdress-seide durch die finger rinnt, und auf dem abendkleid das glänzen der pailletten . . . kannste haben. barbara keckert. in jeder zimmerecke steckt sie eine neue zigarette an. vorm fenster fad die dämmerung der kleinen stadt, das kleine klatschende meer, nacht der kleinen fische. |
OmU | barbara ist zurück. fortgegangen, hergefangen. schnelles schnappen, weiterer durchlauf, nicht weit genug. ich helfe ihr, den koffer auszupacken: ganz haut und hand, die seide liegt wie wasser an, und mit dem abendkleid . . . die die pailletten . . . kannste glänzen. barbara keckert. in jeder, sagt sie, steckt ein neues zimmer, immer mit ecke, zigarette, fäden, dahinter wieder fenster, winzig eine stadt, ein damm, ein kleines meer, das nachts den kleinen fischen applaudiert. |
my sister hates fish. they don’t talk much, |
OV | mit jane, sie könnte meine tante sein, freud und leid im club geteilt. ich sage baumschule, jane beehive. sonst kaum übereinstimmungen. aber der garten, der gärtner, das glühende rot des ahorns und der rosenstock am haus: ich ermutige jane zu allem. im grunde ist sie, gegen die untergehende sonne, noch immer ein hingucker. ihr kopftuch arbeitet für sie, in der sonnenbrille, beim abschied, fließen die häuser der straße zurück in ihre zierfarben. |
OmU | mit jane verbanden meine tanten immer freud. ihr leiden unterteilt in die farben baumschule und beehive. meine vereinbarung mit jane war der garten, darin wir die gardner, das glühende holz des ahorns und den roten gehstock unterbrachten: jane war so mutig, alles allein zu vergraben. aus dieser tiefe hebt sie, mit untergehender sonne, den blick, was davon bleibt, unterm kopftuch. in den gläsern arbeitet die straße sich in ihre zierhäuser vor. |
my sister was too old for the nursery but the |
OV | als tallulah ihr berühmtes rad schlägt, ist die party entzückt. alle küssen sich, flüstern, sie hätten tallulahs unterwäsche überhaupt nicht vermisst. dass ich sie trage, weiß ja keiner. den tanzsaal nennen wir ein rettungsboot, umspült von blauer seide, und wenn tallulah mich ruft, beim namen ihrer schwester, die einfach sister heißt, folg ich ihr an bord. so bewahrt sie jedes geheimnis durch enthüllung. wir teilen bis zum morgen eine warme weste, unerkannt, den wind. |
OmU | wenn man tallulah um rat fragt, schlägt sie eine party vor. dazu entzücktes küssen, flüstern, ein unterschlupf für alles, was man sonst vermisst. ob es trägt, wissen wir nicht. doch wenn der saal ein schiff aus blauer seide ist, das mit uns untergeht, wird jeder tanz zum rettungsruf, gesandt an eine unbekannte schwester, schlicht sister. so will es tallulah. sie nimmt mich, wie ein offenes geheimnis, an bord, behält es. teils bin ich eine warme weste, teils am morgen der wind. |
so she turns herself inside out. what seems |
OV | wer hat marlene die puppen geschickt? sie sitzen auf dem wüsten schminktisch, nippen am champagner. könnt ihr mir sagen, wie ihr heißt, zylinder etwa, puderfass? die nassen münder schweigen. durchs fenstergitter fällt in schrägen fäden licht, zeichnet in der hitze sterne an die wand. marlene ist jetzt bauchrednerin, raunt da die puppe mit der dunklen haut. die andere singt ein lied. war einst ein frack, war später staub, und unsere nichten auch, marie, malade, madame. |
OmU | man schickte marlene zum verpuppen in die wüste. wer hier an ihrem schminktisch am champagner nippt, der hat die fäden in der hand. man sagt, sie sei wie eine puderwolke im zylinder, schweigsam, schwer zu fassen. durchs schräge fenster streicht das licht, es ist zu heiß, verstehen wir, um zu gefallen. da hebt sich plötzlich ihre stimme, ohne leib, zu einem lied, ein summend dunkler frack, morgana, leicht malade, dann staub, dann lange nichts. |
my sister left to become a star. people say |
OV | mit tante lana an der tanke, am strand, im theater. ein tag wie ein script. jetzt sitzen wir in ihrer garderobe vor dem fenstergroßen spiegel, ihr spiel mine, meines, wie üblich, murks. auf dem toilettentisch ein aschefleck, die nachtkritik, der angefangene brief, an detlef, wie ich weiß. woher das licht kommt, weiß ich nicht. im goldenen rahmen hinter ihr verspätet sich der raum ins dunkel. unter diesen umständen finde ich nur mich nicht ganz wiedergegeben. |
OmU | mit tante lana zum auftanken ins theater. im script steht strand. jetzt üben wir vor fenstergroßen spiegeln, sie spielgrube, ich grübchen, hinter uns murks. tücher markieren wir mit asche, die nachtkritik, das weiß im angefangenen brief an detlef auch. ob noch mal licht kommt, weiß ich nicht, und doch im goldenen bereich der rahmen hält sie, dunkel und spät. die umstehenden nehmen mich wie üblich nur als halbe zugabe wahr. |
really, my mom’s sister is an imitation of |
OV | gene geniert sich. ich will ein bild von ihr malen, aber sie hält nicht still. ihr mantel ist weiß, ihr hut ist weiß, dazu das leise, graue flackern im kamin – es ist schwer, hier ihre grenze zu finden. ein schatten liegt auf dem fauteuil. er zeigt uns seinen ausweis. wir lassen ihm die leinwand, die wir laura nennen, und rennen, gene und ich, vorbei an seinem unbeweglichen gesicht, der alten standuhr und der zeugenschaft des falschen interieurs. |
OmU | wer schämt sich nicht manchmal seiner gene. weder sie noch ich haben ein bild davon. ein weißer mantel, das schon, aber was weiß der hut, das graue flackern im kamin – klarer fall von borderline. nicht einmal die farbe des lehnsessels weist uns aus. entlassen sind wir aus der zeugenschaft des segeltuchs, der aura eines falschen namens, gene und ich, und schließen wetten ab, dass unsere einrichtung vorübergeht, mit starre, standuhr, licht, gesicht. |
electroshocks? sister, being in the picture |